Montag, 31. Juli 2017

Es wird wärmer

Solt - Dunaszekcsö
122 km
deutliche Steigerung der Temperaturen, auf dem Deich zwischen 37-40 Grad

Eigentlich sollten es heute nur knapp über 100 km werden, aber nach Baja haben wir uns so blöd verfahren, was uns viel Zeit und Kräfte gekostet hat, weil wir wirklich durch Wildnis gefahren sind. Dabei lagen wir gut in der Zeit. Um 12 Uhr hatten wir schon 50 km auf der Uhr. Und erst gegen 20 Uhr waren wir in unserem Zimmer bei Géza. Dabei haben wir kaum größere Pausen gemacht außer 2x Cola-Stop. Mittagessen fiel komplett aus, es hat sich einfach nicht ergeben. Unser Frühstück um halb 8 war also die einzige Mahlzeit für den Tag. Das müssen wir unbedingt besser im Blick behalten in den kommenden Wochen.
Das Frühstück in Solt war übrigens traumhaft: Spiegeleier, ungarische Kolbasz, im Schmalz gebratenes Toastbrot, div. Grünkram, Hühnerfutter, Joghurt, Marmeladen, Käse, die Frau hatte einfach an alles gedacht, was das Radlerherz begehrt.
Gegen halb 9 fuhren wir dann bei kühlen 26 Grad los. Es war auch bedeckt und die Sonne guckte nur durch ein paar Lücken. OK dachte ich, der Radlergott ist heute milde gestimmt und will uns nicht gleich überfordern. Leider schien dann diese Stimmung doch zu kippen. Auf den langen Deichabschnitten bei 20 km Länge überhaupt keinen Schatten und durchgängig Temperaturen zwischen 37-40 Grad war nicht nur spaßig. Als endlich eine Donaubrücke kam, konnten wir uns im Schatten darunter wenigstens etwas erholen.
Die Stadt Baja  hat mir gut gefallen. Ein schöner Marktplatz, sehr nett renovierte Häuser, am Donauarm ein Strandbad mit vielen Familien im Wasser. Für einen Wochenendausflug leider zu weit weg. 19 Uhr 30 endlich in Dunafalva angekommen stellten wir fest, dass die letzte Fähre um 17 Uhr übersetzte. Super. Was tun? Ein paar Meter entfernt stand ein Polizist, vielleicht der Dorfsherrif und quatschte mit einem Mann. Ich also hin und mit meinen  gebrochen ungarische Sätzen die Lage erklärt: Auf der anderen Seite Zimmer gebucht, nächste Brücke erst in Mohacs, also 20 km hin und dann noch zurück, aber das nicht mehr heute, wir sind schon 122 km unterwegs. Die beiden Männer haben sich kurz beraten und dann hat der Polizist telefoniert. Ergebnis: OK, der Fährmann kommt für euch, kostet aber einen Kasten Bier. Kein Problem, machen wir. Nach einer knappen halben Stunde waren wir  auf der anderen Seite und haben 4.000 Forint bezahlt, was etwa 13 EUR sind. Sowas kann man nicht planen, das kann man nur erleben. Außerdem habe ich dann was für den Blog zum Schreiben.
Der Rest ist schnell erzählt. Rad abrüsten, duschen, Anmeldeformalitäten und bezahlen bei Géza erledigen, wieder rauf aufs Rad und zum Abendessen fahren. Ehrlich gesagt habe ich nicht gedacht, dass wir noch was kriegen. Aber es war eine deutsche Gaststätte, das Ehepaar aus Schwaben war sehr nett und hat uns ein schmackhaftes Essen gezaubert. So hatte der Tag einen prima Abschluss.
Morgen sollte die Strecke kürzer sein. Vielleicht so um die 90 km. Aber da weiß man ja nie ....

Sonntag, 30. Juli 2017

Ein guter Anfang

Sonntag 30. August 2017
Budapest - Solt
105 km
HM bergauf? wenig, flach wie Holland
Sonniges Wetter, zum Angewöhnen nur 30-35 Grad

Gegen halb 9 Uhr hatten wir die Räder gesattelt und los ging es.
Nach genau 250 m fragte mich Eric, wo mein Helm ist. Gute Frage, der lag noch auf dem Hof der Pension. Der Auftakt war also schon mal gelungen. Dann quälten wir uns aus Budapest raus. Es war so wie befürchtet und ist vielleicht in allen Großstädten der Welt so: entlang an Autohäusern, Industrieanlagen, Tankstellen, immer Bahnlinien neben der Straße -  es nahm kein Ende. Immer noch in den Vororten von Budapest (Csepel, Ferencvaros ...) genehmigten wir uns ein Frühstück auf der Treppe eines Mini-ABC. Mit einer Bierdose in der Hand beobachtete uns ein Kunde, bestimmt Stammkunde des Ladens. Weiter ging es. Irgendwann waren wir dann im gefühlt ersten richtigen Ort nach Budapest angekommen, Rackeve. Ich wollte zur orthodoxen Kirche, die sehr bekannt ist. Ein Polizist kam auf uns zu und zeigte uns deutlich "Hier ist für euch Schluss" und wies mit der Hand in die entgegengesetzte Richtung. Wir sollten nicht in die Einbahnstraße rein fahren, was wir ja auch nicht vorhatten. Na gut, dann eben nicht. Wir werden noch viele Kirchen sehen können. Über die Brücke auf die andere Seite rüber folgte bald ein Weg entlang eines sehr schönen Donauseitenarmes. Ein Wochenendhaus neben dem anderen, alle hatten einen Steg, Kinder sprangen von dort ins Wasser. Irgendwann fanden wir auch eine kleine Gaststätte mit "Blick aufs Meer" wo wir auch essen konnten. Das war gar nicht so einfach, denn für Getränke und Eis gab es sehr viele Möglichkeiten. Das ist ja auch verständlich, denn welcher Ungar geht essen, wenn er in seiner Datsche ist. Touris sind hier eher selten und von den Fernradlern allein kann keiner leben. Dann haben wir versucht, nach einem kurzen Bogen im Hinterland wieder in Donaunähe zu fahren, aber irgendwann endete der Pfad im Biotop und wir mussten leider umkehren. Die letzten 20 km zogen sich sehr in die Länge und setzten uns wegen der Temperaturen ganz schön zu. Aber daran MÜSSEN wir uns einfach gewöhnen. In den nächsten Tagen werden die Temperaturen weiter steigen und auch die 40 Grad-Marke erreichen.
Die Unterkunft in Solt ist toll. Wir haben ein kleines Gartenhäuschen für uns allein. Die Vermieterin brachte uns ein kaltes Bier und nahm dann die Bestellung fürs Essen auf - auf einem Tablet war die Speisekarte (ungarisch) und ich habe für uns bestellt auch ungarisch. Sofort kam die Frage von der Frau wo gerlernt, wie lange, warum. Da habe ich natürlich auch ein bisschen den Charmeur raushängen lassen. Manchmal ist es schon hilfreich, Fremdsprachen zu sprechen. Leider bringt da das Ungarische nicht viel, spreche halt nur 10 Millionen Menschen. Chinesische sollte man können, aber das ist ein anderes Thema.
Morgen geht es weiter nach Dunafalva, auch knapp über 100 km. Bei den Temperaturen folgt schon die erste Steigerung. Es wird heiß werden.
Bitte jetzt keine Ratschläge wie "Viel trinken, Pausen machen, überanstrengt euch nicht" usw. Ist uns bekannt!
Bis morgen also.
PS: Ich würde mich freuen, wenn jeder Mitleser sich einmal bei den Kommentaren meldet. Bei meinem Baltikumblog erhielt ich diese Infos z.T. erst Monate später. Etwas Motivation brauche ich auch, wenn ich versuche, jeden Abend was zu schreiben.

Samstag, 29. Juli 2017

Budapest

Die Zusammenfassung gleich am Anfang:
Wir haben so viel unternommen, dass es auch für zwei oder drei Tage gereicht hätte.
Aber der Reihe nach.
So richtig ruhig konnten wir nicht schlafen. Der Straßenlärm in der Hungaria krt.  war nicht zu überhören.
Also machten wir uns mit den Rädern auf den Weg, um uns was zum Frühstücken zu suchen.
An dieser Stelle muss ich meine Kritik von gestern zu den Radwegen doch korrigieren. Wir fuhren heute zwar auf belebten Hauptsraßen, hatten aber fast immer eindeutig farblich  markierte Radwege für uns allein, oft auch die gesamte Busspur. Das war wirklich toll. Bei der Suche nach einem Bäcker oder einem kleinen Café fiel uns auf, dass wir sofort in eine Bierkneipe hätten einkehren können, aber dafür war es noch zu zeitig. Schließlich haben wir doch noch was gefunden und frische Backwaren und ein Kaffee waren eine gute Grundlage für den Tag.
Eigentlich wollten wir zur Zitadelle und von dort aus den schönsten Blick auf Budapest genießen,  bogen aber zunächst nach rechts ab Richtung Fischerbastei  und Burgviertel - also das volle Touri-Programm. War aber trotzdem sehr schön und wir genossen die schönste Aussicht auf Budapest. Das hatten wir uns auch verdient, denn wir waren ja mit dem Fahrrad unterwegs und mußten ganz schön den Burgberg rauf strampeln. Zurück ging es über die Kettenbrücke in Richtung Heldenplatz und weiter zum Stadtwäldchen. In einem sehr schönen Biergarten durften wir dann auch unser erstes Bier genießen, schließlich war es schon fünf nach 11.
Den frühen Nachmittag verbrachten wir im Szechenyi-Thermalbad, eines der bekanntesten Budapester Bäder. Ich war schon zweimal dort , hatte es aber nicht mehr so in Erinnerung: Tip-Top saniert, alles sehr gepflegt, sehr modern und trotzdem das alte Ambiente irgendwie doch erhalten. Die Devise vieler Besucher "Sehen und gesehen werden" hat auch die Zeit überlebt und wir haben uns über einige Gäste amüsiert.
Besonders verrückt fanden wir  das Bierbad. Vier  bis sechs Personen in einem Holzbottich, für 20 EUR gab es dazu eine Bier-Flatrate und Kneipenatmosphäre. Wir waren da lieber oldscool und verbrachten zum Schluß noch ein paar Minuten im 40 Grad warmen Thermalbecken, bevor wir wieder zum Biergarten fahren wollten, weil es da so gemütlich war.
Dann die Überraschung: mein Rad hatte hinten einen Platten, einfach so, vom Rumstehen. Glücklicherweise hatte ich in der Rahmentasche einen Ersatzschlauch und Werkzeug dabei, so dass wir den Schlauch schnell wechseln konnten. Wer das schon mal mit einer Nabenschaltung gemacht hat weiss, dass es doch etwas fummelig ist. War schon witzig, die Tour hat noch nicht begonnen und schon die erste Panne!  Aber vielleicht warś das auch schon, das wäre ja auch was.
Nach dem nun wohlverdienten Bier im Biergarten fuhren wir nochmal kurz ins Hostel.
Zum Abend gabś Balkan-Burger im nahegelegenen Stadtwäldchen. Sehr lecker und reichlich. Und dann waren wir auf einmal mittendrin beim Public Viewing. In Budapest finden zur Zeit die Schwimmweltmeisterschaften statt. Und dazu gehört auch Wasserball. Das Topspiel war heute Kroatien gegen Ungarn. Große Leinwand, vielleicht so 200 Leute, gute Stimmung. Leider hat Ungarn eindeutig verloren, aber bei jedem Tor oder guten Aktionen gab es Beifall. War toll.
So, und morgen geht es aber nun wirklich richtig los. Die ersten 100 km stehen an bis Solt. Aus Budapest raus wird bestimmt nervig, aber dann sollte es ruhiger werden. Auch wärmer, wir fangen mal mit 34 Grad an, bevor es sich dann im Laufe der Woche weiter steigert.

Endlich unterwegs - unser erster Tag


Pünktlich um 8 Uhr fuhr unser Flixbus vom ZOB in Berlin los. Antje und Letty als unsere Crew wurden von Anne verstärkt, die es sich nicht nehmen ließ, vor ihrer Arbeit uns eine gute Reise zu wünschen.
Mit Zwischenstopps in Berlin-Südkreuz, Prag, Brno, Bratislava und Györ kamen wir mit fast 2 Stunden Verspätung in Budapest gegen 21.45 Uhr an. Viele Baustellen und dichter Verkehr unterwegs verhinderten eine pünktliche Ankunft. Aber es war nicht langweilig. Wir hatten sonniges Wetter und die Landschaft war auch sehr schön. Man nimmt das alles ganz anders auf, wenn man nicht selbst fahren muss.
Bis wir die Fahrräder startklar hatten, verging schon einige Zeit und Eric hätte fast sein Telefon im Bus vergessen. Wenige Sekunden später und der Bus wäre samt Telefon weg gewesen.
Die ersten 6 km der Tour sind wir dann schon bei völliger Dunkelheit gefahren. Zu meinem Erstaunen gab es sogar Radwege. Spaß machte mir das aber trotzdem nicht, in Großstädten bin ich nicht gerne mit dem Rad unterwegs.
Unserer Zimmer im Hostel ist geringfügig größer als das Bett, aber wir haben ein eigenes WC und eine Dusche. Für 50 EUR für zwei Nächte habe ich auch nicht mehr erwartet.
Abendessen fiel aus, ein Bier musste reichen. Hier in der Gegend war nix los, nur eine kleine Kneipe hatte noch auf.
Morgen wollen wir vielleicht mir dem Rad zum Gellert-Berg oder ins Thermalbad. Das Stadtwäldchen mit dem bekannten Szechenyi-Bad ist ganz in der Nähe.
Wir lassen es ruhig angehen.