Mittwoch, 2. August 2017

Das glaubt uns keiner

Apatin - Backa Palanka
100 km, 290 Hm
Temperatur bis 47 Grad
Maximalgeschwindigkeit 64,15 kmh

Nach einer ruhigen und angenehm kühlen Nacht dank Aircondition und nach dem Frühstück im Hafenrestaurant losgefahren, in Apatin noch Geld geholt, 4 Liter Wasser für unterwegs verstaut und ab ging die Post. Wir wollten die angenehmen 27 Grad noch nutzen, bevor die große Mittagshitze kommt. Wir mussten  wieder auf die kroatische Seite der Donau rüber, um ein paar km einzusparen. Das war der Plan. Bis zur Grenze lief auch alles ganz gut. Auf unserer Seite war es leer, auf der Gegenseite eine lange Kolonne von LKWs.
Über die Donaubrücke rüber konnte man hier sehr gut sehen, was aus der kleinen Donau bei Donaueschingen inzwischen für ein riesiger Strom geworden ist. Das hat mich auch schon bei der Tour im vorigen Jahr so beeindruckt, wie sich der Fluss täglich verändert hat.
Bei der Einreise nach Kroatien mussten wir mindestens 20 min. warten. Eric konnte auf dem Bildschirm erkennen, das irgendwas mit dem Benutzernamen und Kennwort nicht funktionierte. Vielleicht hatte der Grenzer das Passwort vergessen, aber das ist eine Vermutung.
Nach unserem üblichen Cola-Stop ging es dann  schon bei größerer Hitze in Richtung Vukovar. Eric fuhr gleich zum bekannten Wasserturm, der als Mahnmal dieses unsinnigen und grausamen Krieges zwischen Serbien und Kroatien weithin sichtbar mahnt. Die Zerstörungen waren offensichtlich so stark, dass er jetzt teilweise eingerüstet ist und saniert wird. Abwegig, eine Ruine zu sanieren.
Ich drehte mit dem Rad noch eine kleine Runde durch die Stadt. Im ehemaligen Schloss von Graf Eltz ist heute das Stadtmuseum untergebrach, eine Gedenkstätte am Wasser erinnert an den Krieg und die zivilen Opfer, in der sehr schönen Fußgängerzone waren die Cafés gut besucht und die gesamte Innenstadt machte einen sehr gepflegten und freundlichen Eindruck. Bedrückend fand ich einige verlassene aber auch bewohnte Häuser, an denen die Kriegsspuren heute noch sichtbar sind: zahlreiche Einschusslöcher von Maschinenpistolen bis hin zu fussballgrossen Löchern. Die Menschen sind verrückt, jahrelang haben Serben und Kroaten friedlich miteinander gelebt und dann kamen diese schrecklichen "ethnischen Säuberungen", auf beiden Seiten wohlgemerkt.
Am Wasserturm traf ich mich dann mit Eric und wir setzten die Fahrt gemeinsam fort.
Wenn Vukovar nicht so weit weg wäre, würde ich gern nochmal hierher kommen.
Da wir heute fast nur Straße fuhren, war es unterwegs nicht so vielseitig wie direkt neben der Donau. Der grosse Hammer kam dann ca. 30 km vor unserem Tagesziel. Im Radreiseführer liest sich das so:
"Die Strecke nach Ilok fährt sich sehr unangenehm. Immer wieder müssen sie mit 6 bis 8 prozentigen Steigungen rechnen."
Super! Kurz zuvor hatte der Fahrradcomputer 47 Grad angezeigt. Ich dachte so, das glaubt uns zu Hause kein Mensch. Ich fuhr also rechts ran, um im Schatten wenigstens ein Beweisfoto zu machen. Leider war es dann im Schatten wirklich um 1 Grad kühler.
Dann kamen die Steigungen, die wir nicht mehr komplett hochfahren konnten. Es waren also etliche Schiebemeter, vielleicht sogar Kilometer dabei. Am Berg starb dann jeder für sich allein und wir trafen uns immer kurz nach der Kuppe. Ich glaube, das war heute bisher der härteste Tag für uns. Da uns das Hotel hier sehr gut gefällt, die Stadt sehr nett ist, das Essen und das Bier schmeckt und das WLAN gut funktioniert, legen wir morgen unseren ersten Ruhetag ein. Wir hatten Glück, dass unser Zimmer noch zur Verfügung stand.
Wenn ich an die Berge in Bulgarien denke, über die wir rüber müssen, wird mir schon etwas mulmig. Schaffe ich das überhaupt? Ist das eine Nummer zu groß?Eigentlich wollte ich vor unserer Tour schon 2.000 Straßenkilometer in den Beinen haben, um etwas mehr Kondition aufzubauen. Geworden sind es nur knapp über 1.600. Begründungen bzw. Ausreden gibt es genug. Hoffentlich rächt sich das nicht. Ich werd's merken, bin aber noch guter Dinge. Ich denke an den 79-jährigen Mann von gestern!
Für die nächsten 2 Tage unserer Tour habe ich die Quartiere in Beska und Pancevo heute bei booking.com gebucht.

8 Kommentare:

  1. Geniess den Ruhetag..... und viel spass...

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  2. Guten morgen ihr beiden.

    Wenn ich das lese fang ich glatt an zu schwitzen...

    Teilt eure kräfte ein. Hoffentlich könnt ihr den ruhetag an einem kühlen plätzchen mit einem kühlen bier verbringen.

    Macht weiter so!!!!

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  3. Dem kühlen Bier ißt eine gute Idee. Daruber hatten wir selber noch nicht nachgedacht ;-)

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  4. übernehmt euch bloß nicht.
    Genießt euren heutigen Ruhetag, lasst es euch gut gehen und tankt neue Kraft!
    ~Finja

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  5. Viele Grüße von Ihren Nachbarinnen aus dem Jagenstein 1 in Potsdam. Weiterhin viel Erfolg und "gut Luft", angenehme Weiterreise, tolle Erlebnisse und Temperaturrückgang! Tschüß, bis bald, Beate Koch und Friederike Ernst

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  6. Viele Grüsse vom Angelsee in Trebbin. Es ist jeden Tag spannend Euren Bericht zu lesen....da sollte man später ein Reisebuch draus machen....ich hoffe heute auf den grossen Karpfen....bis jetzt auch Sonne ohne Ende...eben eine kleine Regenhusche....die ich Euch auch auf dem nächsten Tourentag wünsche.

    Gruss Kalle (und nicht mit am See - Moni)

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  7. Wir wünschen Euch weiterhin eine gute Reise, viele tolle und bleibende Eindrücke! Und kommt gesund wieder zurück! Ganz liebe Grüße von Rolf und Kerstin

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  8. Puh, 47 Grad... Unvorstellbar. So heiß hatten wir es mal im Death Valley in den USA. Da waren wir aber im klimatisierten Auto unterwegs. Passt gut auf euch auf! Liebe Grüße, Steffi

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