Dienstag, 15. August 2017

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Svishtov - Ruse
84 km
203 km
Wichtiger Hinweis: Maria Himmelfahrt, Feiertag in Rumänien, wird wie Muttertag begangen

Wie am Vortag geplant, wollten wir heute auf die rumänische Seite wechseln, um uns die 900 HM zu ersparen. Wie sich im Laufe des Tages herausstellen sollte, war das die beste Entscheidung der Tour bisher.
Das Hotel in Svishtov, auch extra wegen des Frühstücks gebucht, entließ uns statt mit einem Frühstücksbuffe mit einem Frühstückspaket zum Mitnehmen. Offensichtlich war man davon ausgegangen!, dass wir gemeinsam mit der schweizerischen/australischen Kombination das Hotel um 5 Uhr verlassen.  Das ist nicht unsere Zeit!
So fuhren wir wieder einmal ohne Frühstück relativ zeitig los und fanden auch schnell den Fährhafen Svishtov International Port.
Viel zu zeitig dort,  konnten wir in Ruhe das Frühstückspaket vertilgen. Mit den Grenzbeamten noch etwas Smalltalk  und die Zeit verging recht schnell. Um 10 Uhr setzte die Fähre auf die rumänische Seite über.
Viel Aufregendes gab es nicht zu sehen, Mais- und Sonnenblumenfelder  wechselten einander ab und die Strecke war keinesfalls anspruchsvoll.
Von weitem fiel mir eine Kirche auf. Ich bat Eric, einen Augenblick für ein Foto zu warten. Danach fuhren wir dichter ran. Es war eine orthodoxe Kirche. Offensichtlich war gerade ein Gottesdienst zu Ehren Mariahimmelfahrt zu Ende. Eine der herauskommenden Frauen bot uns Kuchen an. Ein älterer Herr lud uns mit eindeutigen Gesten ein, in ein Nebengebäude der Kirche zu kommen. Wir stellten unsere Räder ab und gingen mit.
Aus einem Brunnen wurde dann für uns kaltes Wasser geholt und wir durften uns damit erfrischen. Dann reichte man uns ein weißes Handtuch zum Abtrocknen.
Im Nebengebäude hatte ein großer Teil der Kirchgemeinde Platz genommen. Sofort wurden für uns Plätze frei gemacht. Dann bekamen wir eine sowas von gute Fischsuppe, Schweinefleisch mit Kartoffelpüree, einen Teller Krautsalat und den ersten Palinka.
Eine junge Frau kümmerte sich um uns und brachte auch ihre 7-jährige Tochter mit. Auf einfache Fragen nach Namen, Alter, Schule usw. konnte die Kleine tatsächlich in deutscher Sprache antworten. Offensichtlich konnte sie auch viel mehr verstehen.
Von den anwesenden Leuten am Tisch wurden wir natürlich beobachtet, aber es war nie unangenehm. Alle waren um unser Wohl bemüht und sehr freundlich.
Dann kam der Pfarrer und ein Mann begann zu singen. Es war eine tolle Stimmung, die wir nie vergessen werden.
Zum Abschied  kam der Pfarrer zu uns und schüttelte uns die Hand. Der Mann, der uns eingeladen hatte, umarmte uns. Es war sehr beeindruckend und vielleicht die bewegendsten Momente der Tour.
Und weiter ging unsere Fahrt. Wortlos fuhren wir lange nebeneinander her, weil wir diese herrlichen Momente erst verarbeiten mussten.
Irgendwann, etwa 35 km vor Ruse, hielten wir kurz an, um unsere Karten zu wechseln und etwas zu trinken. Auf der anderen Straßenseite winkte uns ein junger Mann zu und zeigte uns, dass wir zu ihm kommen sollten.
Wir stellten unsere Räder an den Zaun und betraten das Grundstück. Stühle und Tische wurden zurecht gerückt, Teller und Besteck lagen auf einmal für uns bereit. Der Vater des jungen Mannes holte für uns frisches Quellwasser aus einem Brunnen und auf dem Tisch stand eine Schüssel mit Fleisch und Brot. Voller Stolz zeigte uns der junge Mann 2 Kühe, Schweine, Ferkel und den gesamten Hof.
Nach dem Essen brachte uns die Mutter noch ein Stück Torte und frisches Wasser zum Mitnehmen hat uns Vater in eine  Plastikflaschen abgefüllt. Die Familie war so lieb zu uns und wir haben uns so wohl gefühlt. Zum Abschied machten wir noch Fotos und lagen uns alle in den Armen. Wir sollen im nächsten Jahr wiederkommen!
Es waren sehr emotionale Momente.
Die weitere Fahrt nach Ruse war dann doch sehr eintönig, erst fuhren wir auf der gegenüber liegenden Seite  10 km an Ruse vorbei, um nach der Grenzkontrolle und Überfahrt über die Donaubrücke diese 10 km wieder zurück zu fahren. Das Hotel ist sehr in der Nähe des Zentrums, welches wir morgen erkunden werden.

4 Kommentare:

  1. Schön, dass ihr das erleben durftet. Gleich zwei so schöne Erlebnisse an einem Tag! Viel Spaß beim Stadterkunden heute.
    Hoffentlich gabs endlich mal Frühstück!

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  2. Hallo ihr beiden.

    Es ist schon toll zu lesen wie fremde menschen sich um euch kümmern!!!
    Es gibt also doch noch freundlichkeit und gastfreundschaft bei manchen menschen. Sehr rührend zu lesen wie man sich um euch kümmert auch wenn man nur ein wenig besitzt.

    Oder ist sas nur weil ihr nach der langen schlecht ausseht (grins)???

    Ich wünsche euch jedenfalls weiter solch tolle erlebnisse, nehmt diese eindrücke die ihr gewinnt im herzen mit nach hause.

    Viel spass weiterhin!

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  3. Manfred.... wir haben noch nie gut ausgesehen.... ;-)

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  4. so wie du diesen Tag beschreibst, kann man richtig mitfühlen wie es euch ergangen sein muss...liest sich einfach schön...diese Erlebnisse kann man nur haben wenn man kein Pauschalreisender ist ...wobei ich nicht mal weiß ob es Pauschalreisen nach Rumänien gibt .....lg Sybilla

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