Sonntag, 6. August 2017

Serbien ist (fast) durchquert

Pancevo - Bela Crkva
(immer noch Serbien, nördlich der Donau, kurz vor der rumänischen Grenze)
88 km

Die Strecke sollte heute nicht so anspruchsvoll werden, dachten wir zumindest.
Frühstück war heute beim Zimmer nicht dabei, wir ließen uns Zeit mit dem Losfahren.
Schon der erste Eindruck vom Wetter war heute anders als sonst. Sehr zeitig hatten wir schon hohe Temperaturen und es war unangenehm schwül, nicht mehr so die trockene Hitze der vorangegangenen Tage.
Noch in Pancevo an der Hauptverkehrsstraße machten wir einen Halt. Beim Bäcker frische Backwaren und von einem Händler frische Tomaten gekauft - fertig war das beste Frühstück dieses Morgens. Wir genossen es im Schatten unter hohen Bäumen am Straßenrand.
Unterwegs auf einer heute wenig befahrenen Landstraße - es ist Sonntag - kamen wir mit zügigem Tempo gut voran. Viel zu sehen gab es nicht. Endlose Mais- oder Sonnenblumefelder wechselten sich ab. Dann mussten wir von der Landstraße auf den Dammweg wechseln. Knapp über 20 km standen uns bevor ohne Schatten und extrem schlechtem Weg. Es war nur eine Schotterpiste aus festgefahrenen Kieselsteinen, Grasnarben und Sand. Wir kamen kaum voran und mussten sehr konzentriert fahren, kaum mit einem Blick auf die doch schöne Landschaft ringsum. Einen Sturz wollten wir auf keinen Fall riskieren. Die Überschrift für heute hätte auch "Das glaubt uns keiner, Teil 3" lauten können. Temperaturen durchgängig 45+ bis stellenweise 52 Grad. Anhalten wo? Es gab keinen Schatten. Also treten, treten, treten was das Zeug hält, damit die Quälerei möglichst ein schnelles Ende findet. Es war die Hölle und dieser Teil heute  verlangte von uns wirklich viel Kraft, und wenn die zu Ende ging, musste der Wille einspringen. In meinem Baltikum-Blog aus dem Jahr 2015 habe ich damals geschrieben, "und wenn du denkst, du kannst nicht mehr, hast du immernoch 40%". Da waren wir heute bestimmt ganz dicht dran.
Aber irgendwann hatte die Qual ein Ende und wir waren endlich im nächsten Ort angekommen.  Leider gab es die auf der Karte eingetragene Gaststätte nicht (mehr) aber glücklicherweise hatte ein kleiner Kiosk offen. Tomaten, Paprika, Bananen und Cola waren heute das beste Mittagessen des Tages. Der Händler wusch uns noch die Tomaten und die Paprika, gab uns ein Messer und weil kein Brot mehr im Laden war, gab er uns von seinem privaten Vorrat was ab.
Beim Essen auf ener Bank machten wir die Bekanntschaft mit 2 Jungen, ob Sinti, Roma oder nicht, ausgesehen haben sie jedenfalls so. Sie ließen uns nicht aus den Augen, stellen sich mit ihren Fahrrädern direkt vor uns auf und beobachteten uns beim Essen. Irgendwann versuchten sie dann, mit uns ins Gespräch zu kommen. Und - zu meiner Überraschung, es klappte auch stellenweise. Einige russische Vokabeln, Zahlen, Familienverhältnisse, woher, wohin usw. war durchaus möglich. Ich hatte meinen Spass.
Als wir losfuhren, begleiteten sie uns noch ein Stück, aber als wir dann richtig Fahrt aufgenommen hatten, trennten sich unsere Wege. Wir hatten noch etwa 20 km vor uns bis zu unserem Ziel Bela Crkva. Auf einmal kam kräftiger Wind auf, direkt von vorn. Mensch, uns bleibt heute wirklich nichts erspart, dachte ich. Auch die letzten 20 km waren ein hartes Stück Arbeit.
Nach 2 vergeblichen Versuchen in Hotels, fanden wir die Pension Lilly. Wir haben ein geräumiges Zimmer mit 3 Betten, Küchenzeile und Balkon. Gut, die Küchenzeile ist geschenkt, aber auf dem Balkon wird unsere Wäsche bei dem Wind und der Wärme gut trocknen bis morgen. Eine Gaststätte fanden wir 5 Minuten weiter und ließen uns die Cevapi und das Bier schmecken.
Morgen soll es landschaftlich sehr schön werden. 100 km stehen an. Mit der Unterkunft sind wir optimistisch, wir werden was finden.
Das Wetter schlägt um. Wir werden uns auf eisige Temperaturen einstellen müssen, nur noch 31 Grad, huh.
Allen Mitlesern wünsche ich einen guten Start in die neue Woche.

6 Kommentare:

  1. Leute, ich finde es immer wieder irre wie ihr euch auf "morgen " freut...

    Ich hoffe nur das ihr die wollsocken und die dicke unterwäsche dabei habt wenn es morgen doch soooo kalt werden soll.

    Bewundernswert immer wieder das ihr mit euren Sprachkenntnissen speis und trank bei den bewohnern der durchreisten länder bekommt. Aber warscheinlich haben die mitleid mit euch weil ihr euch nur eine fahrradtour leisten könnt...

    Ich hoffe es geht weiterhin auch mit den kleinen problemen so gut das ihr euer gestecktes ziel erreichen werdet.

    Denkt immer daran: das ziel ist ist letztendlich bei euern lieben daheim anzukommen!

    Gute weiterfahrt, wir "verfolgen" euch

    Manfred

    AntwortenLöschen
  2. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

    AntwortenLöschen
  3. Hallo Ihr Zwei,
    Hoffentlich erkältet ihr euch nicht, wenn es heute so kalt ist����...������
    Ihr hab jetzt die ersten 700 km in den Beinen (und im Hintern)��‍♂️��‍♀️ und ich hoffe, dass bei den Strapazen eure Hardware durchhält����. Meine Gedanken sind jedenfalls bei euch. Gute Weiterfahrt��
    Alles Liebe Barbara

    AntwortenLöschen
  4. Von wegen, mehr als 23 Grad hatten wir heute nicht und es war saukalt!

    AntwortenLöschen
  5. Chapeau !!!

    Bin wieder mal Angeln bei derzeit 23 Grad und Abendsonne

    Gruss Kalle

    AntwortenLöschen
  6. Ich weiß ja nicht,was euer Hintern so macht, auf jeden Fall: Respekt! Passt auf euch auf ! LG Keule & Co

    AntwortenLöschen