Mittwoch, 23. August 2017

.... und Wind und Böen und Hügel an Hügel

Cernavoda - Braila
108 km
659 Hm

Das war kein leichter Tag, aber wir wollten das so.
Entgegen unserer ursprünglichen Planung wollten wir nicht in Macin übernachten, sondern bis zur nächstgrößeren Stadt Braila auf der anderen Seite der Donau fahren, wo wir auch den zwei vorangegangenen anstrengenden Tagen den letzten Ruhetag einlegen wollten. Immerhin eine Stadt mit 180.000 Einwohnern, einem schönen Zentrum und allerlei Sehenswürdigkeiten. Die paar Mehrkilometer sollten nicht das Problem sein.
Bei der Abfahrt aus Cernavoda war es am Morgen sehr frisch, das Wetter hatte sich merklich geändert, der Himmel war bewölkt und es sah sogar nach Regen aus. Mir war es kalt genug, so dass ich meine Ärmlinge und eine Windweste überzog. Das grösste Problem des Tages war aber der Wind. Windböen bis 60 kmh waren lt. Wetterbericht angesagt, die wir gefühlt dauerhaft den ganzen Tag hatten. Zu Hause hätte ich das Rad stehenlassen. Desweiteren sind wir mit unseren Rädern und den drangehängten Packtaschen auch windanfällig, man muß noch laufend gegen den Wind korrigieren, der auch mal von der Seite kam. Mich wehte es einmal von der Fahrbahn auf den Seitenstreifen - ich stand sofort, Eric konnte nicht mehr ausweichen und hatte nur die Wahl, auf mich draufzufahren oder einen Schlenker nach links zur Fahrbahnmitte zu machen. Genau in diesem Moment kam ein dicker Mercedes mit Hupkonzert, hielt gleich an und beschimpfte Eric. Einige Autofahrer überholen hier wie die Blöden, vor dem Berg, vor Kurven, auf der Kreuzung, im Überholverbot, über alle doppelt durchgezogenen Linien hinweg. Werden wir als Radfahrer überholt ist die Mittellinie heilig, da bleiben dann alle extrem spurtreu auf der rechten Seite. Und so war es bei dem Zwischenfall auch, kein Gegenverkehr genug Platz zum Überholen. Aber zum Thema Verkehr will ich mich nicht weiter äußern, sonst macht ihr euch noch mehr Sorgen um uns, als notwendig ist. Auf jeden Fall verständigten wir uns, daß wir unter diesen Bedingungen nicht so dicht hintereinander fahren, damit der Hintermann besser reagieren kann.
Der Tag wurde schon durch den Wind geprägt. So hatten wir das Gefühl, den ganzen Tag nur bergauf zu fahren. Mit großen Anstrengungen konnten wir oft nur ein Tempo von 15 kmh halten. Bei einer sehr steilen und langen Abfahrt mussten wir mittreten und fuhren nicht schneller als 22 kmh. Sowas habe ich noch nicht erlebt.
Es gab nur wenige halbwegs windgeschützte Streckenabschnitte. Da inzwischen fast alle Mais- und Sonnenblumenfelder abgeerntet sind, entfiel auch dieser minimale Schutz. Dafür hatten wir aber auch phantastische Aussichten in das Land. Die Berge um uns rum, manchmal mit sanften Hügeln oder auch mal felsig - es war phantastisch. Filmkulissen!  Der Tag gehört für mich unbedigt zu den landschaftlichen Höhepunkten der Tour und hat sich auf meiner Festplatte eingebrannt.
In den Orten sahen wir gewohnte Bilder: Pferdefuhrwerke, Männer beim Bier vor dem Dorfladen, Kinder, Hunde, interessierte Blicke, ärmliche kleine Häuser aber mit Blumen davor.
Kurz vor der Fähre machten wir auf freier Strecke eine letzte kleine Pause. Ein Mann steuerte mit seinem Rad direkt auf uns zu. Er hatte sein kleines Häuschen gleich hinter den Büschen am Straßenrand, wo wir standen. Wir sollten zu ihm mitkommen. Es war schon spät, wir mußten noch zur Fähre, es ging also nicht. Wer weiß, was uns da entgangen ist.
Auf der Fähre dann das blanke Chaos. Die Crew dirigierte die ankommenden PKWˋs und Kleintransporter zu den Stellplätzen. Auch wir mussten "umparken" weil der LKW, vor dem wir standen,  auf einmal wieder von der Fähre runter wollte. Der Kapitän der Fähre - ein echter Hingucker, ein alter Mann mit einem langen weißen Bart, der uns persönlich die Anweisung zum Umparken gab.
Das Hotel haben wir dann schnell gefunden, ganz in der Nähe vom Zentrum. Die Verlängerung unseres Aufenthalts um einen Tage war auch kein Problem. Diesmal haben wir auch ein richtiges Bad mit Duschkabine und wir fühlen uns hier wohl.
Die Stadtbesichtigung heute war interessant. Die Stadt befindet sich in gewisser Weise im Umbruch. Eine Fußgängerzone ist angelegt, schöne alte Hauser, die meisten davon saniert, einige sehen noch sehr verkommen aus und wirken wie Ruinen. Aber es wirkt alles sehr charmant und die Bemühungen der Stadt sind zu erkennen, was daraus zu machen.
Natürlich gibt es auch schöne Kirchen. Wir waren in 2 orthodoxen Kirchen drin und waren schon beeindruckt. Mitten in der Stadt befindet sich auch ein schön angelegter alter Park. Ein guter Platz für einen Salat und ein Bier.
Wir haben also einen ganz entspannten Ruhetag, diesmal ohne große Wäsche!
Morgen dann das große Finale. Unser letzter Tag. Schon? Leider? Endlich?
Es wird auch wieder anstrengend. Kurz vor Tulcea der letzte große Anstieg. Aus Berichten anderer Radler konnte ich entnehmen, dass es ein richtiger kleiner Pass sein soll, der schwerste der gesamten Tour, über 10%. Na und? Morgen werden wir am Ziel sein. Punkt.

6 Kommentare:

  1. Genießt die letzten Meter (und vielleicht auch die Schmerzen), die euch der Zieleinfahrt morgen näherbringen.

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  2. Bald sehen wir uns. Ich freue mich!!!

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  3. Auf zum Endspurt ...dafür drück ich euch die Daumen das alles gut geht und nicht so viel Chaoten euren Weg queren.... Nur noch 2x schlafen dann habt ihr 4 euch wieder...wir haben heute bei einem kurzen "Mädelsabend" schon mal angestoßen...allerdings auf Letty ..sie sagte was von Hochzeitstag ...Ich freue mich wenn ihr gesund und munter wieder in Ferch eintrudelt....passt auf den letzten Metern gut auf euch auf ..Lg Sybilla

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  4. Moin Dietmar, moin Eric.

    Es ist toll euch auf diese art und weise zu begleiten. Ihr habt es nicht immer leicht gehabt, habt höhen und tiefen der strecke erlebt.

    Aber ich glaube sagen zu können: es war für euch ein Erlebnis der besonderen Art.

    Ich habe eure Berichte sehr gern gelesen, gewartet das neue Infos kommen, das es euch gut geht und wir euch heile hier zuhause erwarten können!!!

    Geniest die letzten tage eurer spannenden Reise, es sind glaub ich viele momente die in eurer erinnerung haften bleiben. Behaltet das was euch am besten gefallen hat in eurem herzen, der Rest ist "straßenrand". Wobei natürlich auch diese erlebnisse nicht obne nachhaltige eindrücke bei euch sich eingeprägt haben.

    Nochmal: geniest die letzten tage, die tage mit euren Frauen.

    Ich freu mich auf das Wiedersehen mit euch!!!

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  5. Alle guten Wünsche für die letzte Etappe, Ihr schafft das und habt Euch das Finale verdient. Genießt es und habt einen schönen Urlaub danach. Liebe Grüße von Silke und Bernd

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  6. Alle guten Wünsche für die letzte Etappe, Ihr schafft das und habt Euch das Finale verdient. Genießt es und habt einen schönen Urlaub danach. Liebe Grüße von Silke und Bernd

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